Ann-Sophie Wiek zeigte Interesse am Hofladen und an der Landwirtschaft. Sie wollte zunächst einmal wissen, was die stärksten Herausforderungen für die Landwirtschaft zurzeit eigentlich sind. Für Hermann Meyer-Toms leicht zu beantworten: der Wassermangel. In der sich anschließenden Diskussion wurde in der Runde über Möglichkeiten gesprochen, den schnellen Regenabfluss zu mindern und mehr Wasser pflanzenverfügbar in der Fläche zu halten. Darüber hinaus gilt es aus Gründen des Klimaschutzes, moorige und anmoorige Flächen in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen zu vernässen und idealerweise als Dauergrünland zu nutzen. Ewald Fiedler konnte Zahlen vorlegen, nach denen die zerstörten Moore zu 40 % an den CO2 Emissionen der Landwirtschaft beteiligt sind.
Durch die Vernässung von Flächen, werden Landwirte jedoch in der Nutzung ihrer Flächen stark eingeschränkt, erläuterte Hermann Meyer-Toms. Ausgleichszahlungen alleine können nicht kompensieren, falls die Tierhaltung eingestellt werden muss, weil die Flächen zur Futterproduktion fehlen. Genehmigungen zum Bau großer Flächensolaranlagen, durch die monatliche Einkünfte erzielt werden können, wären eine Möglichkeit, den Landwirten die Entscheidung zur Umstellung zu erleichtern.
Zu diesem Thema, wie auch zum Thema Windenergie, sind also auch immer die Auswirkungen zu bedenken, die Menschen und Betriebe betreffen. Etwas kontrovers wurde diskutiert, ob in der Samtgemeinde genug für Windenergie getan würde. Ulf Schmidt vertrat die Meinung, dass es dringend konsensfähige Kriterien für die Errichtung Windenergieanlagen braucht, um die Verfahren zu verkürzen. Sollen es denn mehr Anweisungen „von oben“ sein, oder soll mehr Entscheidungsgewalt in die Kommunen verlagert werden? Ein wesentlicher Aspekt für Ann-Sophie Wiek ist, dass Anweisungen natürlich auch umsetzbar sein müssten, sowohl bezüglich der Akzeptanz als auch finanziell.
Immer mehr kristallisierte sich heraus, dass Projekte aus „Bürgerhand“, wie es sie in der Samtgemeinde schon gibt, die größte Chance auf breite Zustimmung und Unterstützung haben. Wenn nicht die großen Investoren die Wertschöpfung abbekommen, sondern die betroffenen Bürger, wird sich die Akzeptanz für Neubauten erhöhen, führte Ewald Fiedler aus und nannte das Model Coesfeld als Beispiel. Er ist überzeugt, dass es auch in dieser Region viele Menschen gibt, die bereit sind, sich zu engagieren, wenn die richtigen Signale gesetzt werden. Sein Appell an die Landesregierung: neue Programme aufzulegen, ähnlich „Agenda 21“, die Bürgerprojekte möglich machen und unterstützen.
Einige Gäste hatten gehofft, konkrete Tipps zu bekommen, wie sie jetzt einen Beitrag leisten können zur Produktion alternativer Energie und zum Umdenken in der Gesellschaft. Anke Jachens aus Martfeld möchte gerne eine Balkon-Solaranlage installieren, bekommt aber weder Material noch einen Installateur für den Anschluss der Anlage.
Auch hier waren sich alle schnell einig: es ist ein großes Problem, dass zu wenig hochwertige Produkte auf dem Markt sind und die Handwerksbetriebe ausgelastet sind. Die Landtagskandidatin berichtete vom Besuch einer Ausbildungsmesse, auf der auch Betriebe, die Solarpaneele produzieren und Installationsbetriebe händeringend nach Auszubildenden gesucht hätten. Sollten nicht Nachbarschaftshilfeprojekte hier eine Lücke füllen, schlug Ewald Fiedler vor? Seine Photovoltaikanlage wurde auf diese Weise installiert und im Anschluss vom Fachbetrieb abgenommen und angeschlossen.
Überhaupt müsste es viel einfacher werden, an Material und Kenntnisse über Installation und Betrieb zu kommen. Das gilt auch für Fördergelder. Die Hürden müssen deutlich niedriger sein, damit mehr Menschen einfachen Zugang haben und ein kleines Projekt, wie eine Balkon-Solaranlage, umsetzen können, findet Hermann Meyer-Toms. Aber geht es bei diesen privaten Aktionen nicht nur um die Beruhigung des schlechten Gewissens, fragt Peter Hühne und wird wohlmöglich nur Elektroschrott produziert? Nein, meint Ewald Fiedler, es geht darum etwas gegen das Ohnmachtsgefühl zu tun. Jeder Einzelne kann tätig werden und so das eigene Bewusstsein und das seiner Umgebung verändern. Einen hydraulischen Abgleich für die Heizung durchzuführen oder Wände besser zu isolieren, Einsparungen beim Wasser- und Heizungsverbrauch sind Möglichkeiten, die uns allen offenstehen.
Doch auf jeden Fall sollte die Politik mit gutem Beispiel vorangehen. Auf Samtgemeindeebene sollten alle Dächer auf ihre solare Eignung überprüft und bei Bedarf genutzt werde, schlägt Bernd Schneider vor. Daneben gibt es weitere Ansätze, wie die Biogasanlagen in der Samtgemeinde noch besser auszunutzen. Hier wird beispielsweise häufig Abwärme nur für die Holztrocknung und nicht zum Heizen von Wohnungen genutzt.
Zum Abschied gab es ermunternde Worte für Ann-Sophie Wiek, sich nicht unterkriegen zu lassen, sondern die bestehenden Möglichkeiten zu nutzen und weiter auszubauen. Wir hoffen, dass der Kontakt weiter bestehen bleibt und noch weitere Gespräche folgen werden.